Heinrich von Kleists Nachruhm (NR 7c)

Aus KleistDaten
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heinrich von Kleists Nachruhm. Eine Wirkungsgeschichten in Dokumenten. Herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle NR und laufender Nummer zitiert.]


Berlin. Noch sind die Meinungen über die Ursachen geteilt, welche Hrn. v. Kleist zum doppelten Morde veranlaßten. Die prosaischen und nüchternen Köpfe sind weit entfernt, in die hohen poetischen Ansichten einzugehen, aus denen man jene traurige Katastrophe herleiten will. Sie glauben, daß man eine Begebenheit so lange aus den Sinnen erklären müsse, als keine unbedingte Notwendigkeit vorhanden sei, zum Geistigen seine Zuflucht zu nehmen. Die Menschen sind bekanntlich keine Engel, und sie waren es wohl nie weniger als jetzt. Das Räsonnement, welches einige Blätter über das Lebensende des Dichters liefern, ist so mystisch-erhaben, und dabei so verworren, daß es eher einer Dichtung des Verblichenen, als einer Erzählung der letzten tragischen Begebenheit seines Lebens ähnlich sieht.

(Aus: Thalia. Wien, 1. 1. 1812)


Zu den Übersichtsseiten (Personen, Orte, Zeit, Quellen) Personen | Orte | Werke | Briefe | Jahresübersichten | Quellen | Heinrich von Kleists Nachruhm