Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 562a)
Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]
[Eduard von Bülow.] Allgemeine Zeitung, 14. April 1841
Das Grab des unglücklichen und doch so edlen Dichters, Heinrich v. Kleist, in der Nähe der Pfaueninsel bei Potsdam, ist fast ganz und gar verfallen und die Stätte, wo seine Gebeine ruhen, vielleicht in wenigen Jahren nicht mehr zu finden. Es werden nun jetzt so viele zweckmäßige, ja wohl auch überflüssige Denkmale gesetzt: sollte es da nicht an der Zeit sein, das Grab dieses echt deutschen Mannes wenigstens in einem würdigen Zustande zu erhalten? Man hat vielleicht wegen seines betrübten Endes Bedenken getragen, es auffallend zu schmücken, und hatte damit bei einem gewöhnlichen Privatmann ohne Zweifel recht; indessen ist Heinrich von Kleists Name so groß, daß er den Dichter hoch über den Übelstand erhebt, und wird er zu aller Zeit Freunde und Verehrer genug in Deutschland haben, die mit Pietät sein Grab und die Stelle besuchen, wo er den Tod fand, an dem das politische Unglück seines Vaterlandes ebenso großen Anteil hatte, als dessen ihm ungerechterweise vorenthaltene Anerkennung.
(Sembdners Quelle: Siebert, Eberhard: Zwei unbekannte Quellen zur Geschichte des Kleist-Grabes am Kleinen Wannsee. In: Jahrbuch Preuß. Kulturbesitz 24/1987, S. 195-199)
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