Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 5): Unterschied zwischen den Versionen

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Jener Geistliche versicherte mich, daß ihm nichts interessanter gewesen wäre, als seinen Scholaren, Kleist u. P. Unterricht zu erteilen und sie zu beaufsichtigen, indem sie einander ganz entgegengesetzte Charactere waren: K. ein nicht zu dämpfender Feuergeist, der Exaltation selbst bei Geringfügigkeiten anheim fallend, unstet, aber nur dann, wenn es auf Bereicherung seines Schatzes von Kenntnissen ankam, mit einer bewunderswerten Auffassung-Gabe ausgerüstet, von Liebe und warmem Eifer für das Lernen beseelt; kurz der offenste u. fleißigste Kopf von der Welt, dabei aber auch anspruchslos. – P. war ein stiller, gemütlicher Mensch, sehr zum Tiefsinn geneigt. Er stand zwar dem genialen Vetter Heinrich an Lust und Liebe zum Lernen, an ausdauerndem Fleiße nicht im geringsten nach; aber ihn hatte die Natur in geistiger Hinsicht stiefmütterlich behandelt; er vermochte, so sehr er sich auch Mühe gab, nur schwer zu fassen, während K. spielend lernte und zur Fortstellung der Gegenstände beim Unterrichte eifrigst trieb.
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'''Überlieferung (Bülow 1848)'''
  
Daß der Stand des Lehrers, bei der großen Verschiedenheit der geistigen Anlagen seiner Zöglinge, deren verschiedenen Temperamenten, ein fast mißlicher war, läßt sich denken. – Was K. in seiner Lektion loskriegte (um mich eines akademischen, aber passenden Ausdrucks zu bedienen), dazu bedurfte P. deren mehre, weshalb sich auch der Lehrer des letztern um so mehr annehmen und den Eifer des erstern zu zügeln suchen mußte. Er enthielt sich daher auch jeder Austeilung von noch so verdienten Lobsprüchen zu Kleistss Gunsten und zwar auf eine Weise, welche der Eitelkeit desselben nicht zu nahe trat und dessen Lernbegierde nicht schwächte, und ließ dem wackern Streben P.’s (wenn gleich nicht mit dem von beiden Seiten gewünschten Erfolge nur einigermaßen gekrönt) stets gerechte Anerkennung widerfahren und lobte P. in Kleists Gegenwart, statt daß es eigentlich der umgekehrte Fall hätte sein sollen.– Doch gaben die ungewöhnlichen Fortschritte, welche Kleist machte, die tagtäglichen Beweise seiner ausgezeichneten Geistesfähigkeiten, der Schwermut des sich überaus unglücklich fühlenden und mit sich schon fast zerfallenden P.’s Nahrung …
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Seine erste Erziehung erhielt Kleist in Gemeinschaft mit
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einem Vetter, durch einen Hauslehrer, einen jungen Mann, der
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in Frankfurt in den Achtzigerjahren studiert, und während der
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Zeit die Bekanntschaft und das Vertrauen der Kleistschen
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Familie gewonnen hatte.
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''(Sembdners Quelle: Bülow, Eduard v.: H. v. Kleists Leben und Briefe. Berlin 1848, S. 4)''
  
 
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Aktuelle Version vom 4. Dezember 2013, 08:29 Uhr

Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Überlieferung (Bülow 1848)

Seine erste Erziehung erhielt Kleist in Gemeinschaft mit einem Vetter, durch einen Hauslehrer, einen jungen Mann, der in Frankfurt in den Achtzigerjahren studiert, und während der Zeit die Bekanntschaft und das Vertrauen der Kleistschen Familie gewonnen hatte.

(Sembdners Quelle: Bülow, Eduard v.: H. v. Kleists Leben und Briefe. Berlin 1848, S. 4)


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