Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 403)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Friedrich Wilhelm Neumann an Varnhagen von Ense (Berlin, Frühjahr 1810)

20. Febr. Von literarischen Plänen ist nur einer vorhanden. Eine Berlinische Dramaturgie. Der Vorschlag ist von Robert, er will Teil daran nehmen, aber nicht schriftlich, sondern nur mitreden … Wir müssen piano anfangen, bis wir festsitzen; dann soll alles über die Klinge springen, besonders soll der Ritter vom roten Adler [Iffland] Berlin nicht länger tyrannisieren.

April. Mit dem dramaturgischen Wesen geht es darum langsam, weil alle Welt eine rasende Furcht vor Iffland hat und besorgt, daß, sowie er nur den geringsten Wind von einer solchen Unternehmung [der von Ludwig Robert vorgeschlagenen »Berlinischen Dramaturgie«] bekommt, er alles anwenden werde, sie zu unterdrücken, wozu seine Art zu handeln gewaltsam und seine Macht groß genug ist. Man will also warten bis zu seiner nun bald bevorstehenden Abreise; wenn er dann bei seiner Zurückkunft das Blatt etabliert und vielleicht beliebt findet, so kann er wenig dagegen tun. Ich hätte mich an alles das nicht gekehrt und wäre gleich aufgetreten; denn ich kann nicht begreifen, was der Mann eigentlich dagegen tun kann.

(Sembdners Quelle: Rahmer, Sigismund, H. v. Kleist als Mensch und Dichter. Nach neuen Quellenforschungen. Berlin 1909, S. 114f.)


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