Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 22): Unterschied zwischen den Versionen
K |
K |
||
Zeile 2: | Zeile 2: | ||
----- | ----- | ||
+ | |||
+ | '''A. G. Eberhard (Salina 1812)''' | ||
Soeben erhalte ich von einem wie man mir aufs Wort | Soeben erhalte ich von einem wie man mir aufs Wort | ||
− | glauben kann - durchaus unverdächtigen Zeugen noch einige | + | glauben kann - durchaus ''unverdächtigen'' Zeugen noch einige |
Notizen über Heinrich v. Kleist, die sich auf eine frühere Bekanntschaft | Notizen über Heinrich v. Kleist, die sich auf eine frühere Bekanntschaft | ||
mit ihm gründen, als er noch bei dem Regiment | mit ihm gründen, als er noch bei dem Regiment | ||
Garde (in Potsdam) stand, und die hier wohl eine Stelle verdienen. | Garde (in Potsdam) stand, und die hier wohl eine Stelle verdienen. | ||
+ | |||
Mein Zeuge sagt von ihm, er sei, bei einem sehr wenig | Mein Zeuge sagt von ihm, er sei, bei einem sehr wenig | ||
empfehlenden Äußern, doch sehr beliebt unter seinen Kameraden | empfehlenden Äußern, doch sehr beliebt unter seinen Kameraden | ||
Zeile 13: | Zeile 16: | ||
guter, sehr sittlicher Mensch, von viel Geist und Bildung, aber | guter, sehr sittlicher Mensch, von viel Geist und Bildung, aber | ||
auch mit vielem Hang zur Schwärmerei, geschildert; und als | auch mit vielem Hang zur Schwärmerei, geschildert; und als | ||
− | sein größter Fehler wird eine überaus große Empfindlichkeit und | + | sein größter Fehler wird eine ''überaus große Empfindlichkeit und |
− | Reizbarkeit genannt. Deshalb soll er sich auch mit dem General | + | Reizbarkeit'' genannt. Deshalb soll er sich auch mit dem General |
von R[üchel] nicht vertragen, und, nach einem Streit über den | von R[üchel] nicht vertragen, und, nach einem Streit über den | ||
− | Anzug, seinen Abschied genommen haben, schon vor dem | + | Anzug, seinen Abschied genommen haben, schon ''vor'' dem |
unglücklichen preußischen Kriege (ungeachtet er, soviel ich | unglücklichen preußischen Kriege (ungeachtet er, soviel ich | ||
weiß, ohne Vermögen war). | weiß, ohne Vermögen war). | ||
− | ''( | + | ''(Sembdners Quelle: Eberhard, August Gottlob: Nachtrag zu meiner Appelation an die Ankläger und Richter H. v. Kleists. Salina oder Unterhaltungen f. d. leselustige Welt. Bd. 2, Halle 1812, S. 115f.)'' |
----- | ----- |
Aktuelle Version vom 4. Dezember 2013, 10:28 Uhr
Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]
A. G. Eberhard (Salina 1812)
Soeben erhalte ich von einem wie man mir aufs Wort glauben kann - durchaus unverdächtigen Zeugen noch einige Notizen über Heinrich v. Kleist, die sich auf eine frühere Bekanntschaft mit ihm gründen, als er noch bei dem Regiment Garde (in Potsdam) stand, und die hier wohl eine Stelle verdienen.
Mein Zeuge sagt von ihm, er sei, bei einem sehr wenig empfehlenden Äußern, doch sehr beliebt unter seinen Kameraden und in allen Gesellschaften gewesen; er wird als ein guter, sehr sittlicher Mensch, von viel Geist und Bildung, aber auch mit vielem Hang zur Schwärmerei, geschildert; und als sein größter Fehler wird eine überaus große Empfindlichkeit und Reizbarkeit genannt. Deshalb soll er sich auch mit dem General von R[üchel] nicht vertragen, und, nach einem Streit über den Anzug, seinen Abschied genommen haben, schon vor dem unglücklichen preußischen Kriege (ungeachtet er, soviel ich weiß, ohne Vermögen war).
(Sembdners Quelle: Eberhard, August Gottlob: Nachtrag zu meiner Appelation an die Ankläger und Richter H. v. Kleists. Salina oder Unterhaltungen f. d. leselustige Welt. Bd. 2, Halle 1812, S. 115f.)
Zu den Übersichtsseiten (Personen, Orte, Zeit, Quellen)
Personen | Orte | Werke | Jahresübersichten | Quellen | LS - Übersicht