Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 193a)
Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]
[Otto Frh. von Schleinitz], Aus den Papieren der Familie von Schleinitz (1905)
Größere innere Gegensätze, wie sie Rühle und Kleist darstellen, sind wohl kaum denkbar, Geld - oder vielmehr die Klage über Geldmangel -, Kredit, cito sind die stereotyp wiederkehrenden Worte des ungestümen, geschäftsunkundigen, ruhelosen und unglücklichen Dichters, dessen außerordentliches Talent Rühle aber schon damals erkannt hatte. … Rühle kommt niemals aus seinem klassischen Gleichgewicht heraus. Stets überlegt und vorsichtig handelnd, immer bei Gelde, in seinen ganzen Lebensgrundsätzen dem Freunde diametral entgegengesetzt, hilft er diesem doch, soweit er es irgend vermag. Wenn ein Mann wie Rühle unentwegt an dieser Jugendfreundschaft festhielt, so müssen eben doch die großen Herzens- und Dichtereigenschaften Kleists hierauf bestimmend, eingewirkt haben …
Rühle vermochte den Verlust des geliebten Freundes bis in sein spätestes Alter nicht zu überwinden.
(Sembdners Quelle: (Schleinitz, Otto Frh. v.:) Aus den Papieren der Familie von Schleinitz. Berlin 1905, S. 33)
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