Brief 1810-09-02
Absender: Heinrich von Kleist
Adressat: Friedrich de la Motte Fouqué
[Berlin, 2. Sept. 1810]
M. Bar. de la Motte Fouqué Hochwohlgeb. zu Nennhausen
Mein liebster Fouqué,
Ihr Erntelied und Ihr Gespräch im Hausfreund, das mir, in eben diesem Augenblick, Hitzig gegeben hat, ist das Liebste und Zärt-lichste, mit einem Wort Hübscheste, was ich über den Tod der Königin gelesen. Es ist, um alles zu sagen, trefflicher, als das, was Müller geschrieben hat; rührender und die Tränen lockender (die guten Tränen) ohne allen Zweifel, wenngleich jenes vielleicht, nach seiner Absicht, größer und erhabener. - Mit dem 1. Okt. kommen nun meine Abendblätter heraus oder was sag ich, meine? Unsere, mein lieber Freund; Ihre auch. Denn gewiß unterstützen Sie den patriotischen Zweck (lassen Sie ihn sich nur von Robert auseinan-derlegen) den wir uns dabei gesetzt haben. Wie glücklich wäre ich, wenn Sie es nicht bei einem oder ein paar Aufsätzen bewenden ließen, sondern Ihre ganze eigentümliche poetische Natur (nach den Bedingungen dieses Blattes, das, wie Sie leicht begreifen, populär sein muß, und den Augenblick zu ergreifen bestimmt ist, modifi-ziert) als ein Element darin verwehen wollten! Rufen Sie mich in das Andenken Ihrer teuren Frau zurück, leben Sie wohl [und er]freuen Sie bald, mit einer gütigen Äußerung hierüber,
Ihren
H. v. Kleist.
Berlin, den 2. Sept. 1810
Mauerstr. 53
Zu den Übersichtsseiten (Personen, Orte, Zeit, Quellen)
Personen | Orte | Werke | Briefe | Jahresübersichten | Quellen