Brief 1809-05-25
Stockerau, 25. Mai 1809 Absender: Heinrich von Kleist
Adressat: Joseph Baron von Buol-Mühlingen
[von Buols Hand: Reçu le 1 Juin 1809. Le lendemain du retour de Kleist.]
Hier, mein teuerster Freund, schicke ich Ihnen, was ich soeben, feucht aus der Presse kommend, aus den Händen des Gen. Grf. Radetzky, erhalten habe. Fast hätte ich es Ihnen durch eine Estafette zugeschickt, um es desto früher an Knesebeck zu spedieren. Nun zweifle ich keinen Augenblick mehr daß der König v. Preußen und mit ihm das ganze Norddeutschland losbricht, und so ein Krieg entsteht, wie er der großen Sache, die es gilt, würdig ist.
Der Gen. Caulaincourt und zwei andre fr. Brigade-Generale sind gefangen.
Leider werden Sie meinen zweiten Brief von vorgestern nicht empfangen haben, weil mir jemand, der aus Znaim kam, sagte, Sie wären von dort abgereist. Der Brief, mit der ganzen Beschreibung dessen, was ich am 22. in Enzersdorf selbst sah, ist nach Prag gegangen, an den Grf. Kollowrat. Schreiben Sie doch Knesebeck, daß er ihn abholen lasse, und erbreche. Manches darin wird ihm interessant sein.
Wir gehen heute, Dahlmann und ich, auf das Schlachtfeld, nach Kakeran und Aspern, um alles zu betrachten, und uns von dem Gang der Begebenheiten zu unterrichten. - Es heißt der Erzh. Carl sei die Nacht vom 23. zum 24. über die Donau gegangen.
Schreiben Sie mir doch einmal nach Langen-Enzersdorf poste restante, wo ich von heut an wahrscheinlich mein Quartier aufschlagen werde. Wie steht es denn mit Ihren Plänen auf Sachsen?
Adieu,
Ihr
Heinrich v. Kleist.
Stockerau, den 25. Mai 1809
N. S. In dem Briefe, der für Sie nach Prag gegangen ist, liegt ein Brief an Hartmann. Wenn Knesebeck den Brief erbrechen soll, so müssen Sie ihn erinnern, daß er den Brief an Hartmann nicht etwa auf die Post gebe. Der Brief muß durch Eichler gehn. - Die Einlage an Hartmann, die in diesem Briefe liegt, besorgen Sie doch möglichst schnell.
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