Brief 1809-04-08
Absender: Heinrich von Kleist
Adressat: Ulrike von Kleist
Meine teuerste Ulrike,
Ich werde mit der Kaiserl. Gesandtschaft, wenn sie von hier abgeht, nach Wien reisen. Nur wünsche ich lebhaft, Dich vorher noch einmal zu sprechen; und doch ist es mir unmöglich, Dresden auf mehrere Tage zu verlassen, eben weil die Gesandtschaft jede Stunde den Befehl zum Aufbruch erhalten kann. Könntest Du mir nicht auf den halben Weg bis - - wie heißt der Ort 4 Meilen von Wormlage und 3 Meilen von Dresden? - entgegenkommen? Wenn Du es möglich machen kannst: so schreibe mir den Tag und den Namen dieses Orts; und verlaß Dich darauf daß ich alsdann mit Dir zugleich dort eintreffe. Auch wünsche ich, zum Behuf dieser Reise, einiges Geld von der kleinen Erbschaft, die ich gemacht habe, voraus zu empfangen. Könntest Du mir nicht, auf irgend eine Art, dazu verhelfen und es mir mitbringen? Wenn es auch nur 50 oder 30 Rth. wären. Schreibe mir ein paar bestimmte Worte, wann und wohin Du kommen willst; und noch einmal verlaß Dich darauf, daß ich alsdann dort bin.
Dein
Dresden, den 8. April 1809
Heinrich v. Kleist.
Willsche Gasse, Löwenapotheke
N. S. Sieh doch zu, daß wir spätestens Mittwoch oder Donnerstag (allerspätestens) zusammentreffen können. Wir müssen zu Mittag ankommen, den Nachmittag und Abend zusammen bleiben, und die Nacht dort zubringen.
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