Brief 1808-02-08

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Dresden, 8. Februar 1808

Absender: Heinrich von Kleist

Adressat: Ulrike von Kleist


Mein liebes Herzens-Rickchen, ich danke Dir. Du hast mich gerührt dadurch, daß Du mich um Verzeihung bittest, daß es nicht mehr sei. Es ist kein Zweifel, daß wir, was den Verlag des Phöbus betrifft, damit auskommen werden. Auf den 1. Jan. 1809, wenn irgend die Sache gut geht, kriegst Du Dein Geld wieder. Hier in Dresden interessiert sich alles, was uns kennt, für unsre Unternehmung. Stelle Dir vor, daß wir von der Regierung, als eine Gesellschaft von Gelehrten, höchstwahrscheinlich (die Sache ist schon so gut, als gewiß) eine kostenfreie Konzession zum Buchhandel erhalten werden; die vier Buchhändler die hier sind, treten allzusamt dagegen auf doch man ist festentschlossen, die Konkurrenz zu vergrößern. Es kann uns, bei unsern literarischen und politischen Konnexionen gar nicht fehlen, daß wir den ganzen Handel an uns reißen. Dazu gibt noch obenein keiner von uns den Namen her, sondern die Handlung wird heißen: Phönix-Buchhandlung. Ferner: die Familie Hardenberg hat uns beauftragt, die gesamten Schriften des Novalis (Hardenberg-Novalis, von dem Du mir nicht sagen wirst, daß Du ihn nicht kennst) zu verlegen, und verlangt nichts, als die Veranstaltung einer Prachtausgabe. Wenn die Sache klug, auf dem Wege der Subskription, angefangen wird, so kann dieser einzige Artikel (da so viel seiner Schriften noch ungedruckt waren) unsern Buchhandel heraufbringen; und wir wagen, im schlimmsten Fall, nicht das allermindeste dabei. Auch Goethe und Wieland haben geschrieben, und werden an unserm Journal Anteil nehmen. Der zerbrochene Krug (ein Lustspiel von mir) wird im Februar zu Weimar aufgeführt, wozu ich wahrscheinlich mit Rühle (der Major und Kammerherr geworden ist), wenn der Prinz dahingeht, mitreisen werde. Kurz, alles geht gut, und es fehlt nichts, als daß ich noch ein Jahr älter bin, um Dich von einer Menge von Dingen zu überzeugen, an die Du noch zweifeln magst. Aber sei nur nicht so karg mit Briefen! Was mir verzeihlich war, zu seiner Zeit, ist es darum noch Dir nicht; und wenn Du nicht antwortest, so denk ich, Du machst Dir nichts daraus, wenn ich Dir was Gutes melde. Adieu, grüße alles, aufs Frühjahr bin ich gewiß bei Euch - was ist denn das für ein Komet, den mir Caroline Schönfeld zeigen will? Bald ein mehreres.

[Dresden,] d. 8. [Februar 1808]

H. v. Kleist.


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