Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 78): Unterschied zwischen den Versionen

Aus KleistDaten
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Die Seite wurde neu angelegt: „'''Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen.''' Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatu…“)
(kein Unterschied)

Version vom 20. November 2013, 14:04 Uhr

Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Einen andern größeren Stoff fand er in der Schweizer Geschichte auf: ein Trauerspiel »Leopold von Österreich«. … Kleist ließ sich zunächst an seinen schweizerischen Quellen genügen; und Pfuel erzählt, daß er diesen Quellen viele pikante Züge entnahm, die er mit gewaltiger Wirkung verwertete. Die Hauptszene aber des ersten Aktes war, wie die Ritter Leopolds vor der Sempacher Schlacht würfeln, wer mit dem Leben davonkommen wird, wer nicht. Die stolzen Herren sitzen zechend beisammen, und sie beginnen das Würfeln wie ein übermütiges Spiel. Drei schwarze Seiten haben die Würfel und drei weiße; die schwarzen bedeuten den Tod. Die ersten der Würfler werfen schwarz; man lacht und scherzt darüber; das Spiel geht fort, auch die nächsten werfen schwarz, und immer mehr und mehr – allmählich verstummt der kecke Jubel, und ein nachdenklicher Ernst kommt über die Gesellschaft; – zuletzt haben alle schwarz geworfen. Wie dieser grausige Vorgang Schritt für Schritt in dem hochfahrenden Kreise die unheimlichste, zuletzt die flirchterlichste Stimmung verbreitet, das war, nach Pfuels Erinnerungen, mit überwältigender Kraft geschildert. Man muß nach allem vermuten, daß Kleist diesen ersten Akt schon auf seiner Insel in der Aare schrieb; er hat überhaupt (wie Pfuel versichert) nur den einen vollendet.

(


Zu den Übersichtsseiten (Personen, Orte, Zeit, Quellen)

Personen | Orte | Werke | Jahresübersichten | Quellen | LS - Übersicht