Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 353): Unterschied zwischen den Versionen

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wenn er diese poetischen Freiheiten nur als ''Dichter'' gebrauchte,
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Aktuelle Version vom 12. Dezember 2013, 11:35 Uhr

Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


[Friedrich Schlegel.] Der Österreichische Beobachter, 28. März 1810

Einen auffallenden Beweis von der Macht der Schauspielkunst gewährte das Käthchen von Heilbronn; ein Stück ohne innre Kraft und Einheit ward durch die vortreffliche Darstellung des Helden und der Heidin (die andern Rollen gehören alle zu den undankbaren) so gehoben, daß es wenigstens stellenweise eine dramatische Wirkung hervorbrachte und die Betrachtung erregte, was nicht aus der dramatischen Kunst und der deutschen Schaubühne werden könnte, wenn so vieles Vorhandene nur zweckmäßig benutzt und mit Kraft auf ein Ziel gelenkt würde. Ein Held, schwankend zwischen der Magie der wahren Liebe, der Unschuld eines scheinbar geringen Mädchens, und dem falschen Gaukelspiel einer Lasterhaften, könnte schon ein glücklicher dramatischer Stoff sein, und gern wollten wir dem Dichter Donnerwetter und Feuersbrünste, Engel und Vehmrichter, Zweikampf und Nacht, Gift und Hochzeit nebst allen übrigen ritterlichen Zubehör gestatten; wenn er diese poetischen Freiheiten nur als Dichter gebrauchte, jenen dramatischen Stoff auch dramatisch mit Kunst, mit Verstand im Gebiete der Phantasie ausgeführt hätte. - Daß dies nicht geschehen, konnte auch die meisterhafte Darstellung des Grafen Wetter von Strahl und die täuschende Natürlichkeit des Käthchens nicht im ganzen, nur stellenweise vergessen machen; und daß sie das vermochten, ist schon Lob genug für ihre Kunst.

(Sembdners Quelle: Der Österreichische Beobachter. Wien 1810)


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