Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 334)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Überlieferung (Bülow 1848)

Im Jahre 1809 sah ihn die Schwester [Luise] seiner Braut zum letztenmal in Frankfurt a. O. wieder, verstimmt und gebeugt durch das fortwährende Unglück des Vaterlandes, sowie tief gekränkt, daß seine im Druck erschienenen Dichtungen so wenig Eingang im Publikum gefunden hatten. Er sagte ihr eines Tags eine Strophe aus einem Gedichte her, welche ihr sehr gefiel, und sie fragte ihn, von wem das sei. Darüber schlug er sich mit beiden Händen vor die Stirne und sagte in tiefstem Schmerz: Auch Sie kennen es nicht? O, mein Gott! warum mache ich denn Gedichte?

Ein andermal äußerte er sich in ihrer Gegenwart sehr heftig über den Selbstmord und sagte etwa: Solch ein Mensch komme ihm gerade so vor, wie ein trotziges Kind, dem der Vater nicht geben wolle, was es verlange, und das danach hinauslaufe und die Tür hinter sich zuwerfe.

(Sembdners Quelle: Bülow, Eduard v.: H. v. Kleists Leben und Briefe. Berlin 1848, S. 57)


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