Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 271): Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 11. Dezember 2013, 12:16 Uhr
Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]
Nach Tiecks Erzählung (Aufzeichnung Rudolf Köpkes)
Auf der Reise nach Wien 1808 hält er [Tieck] sich 14 Tage in Dresden auf, sieht hier im Goldenen Engel einen blassen jungen Mann, den er für H. v. Kleist hält, lernt diesen dort wirklich kennen. Dieser ist im vertrauten Umgange mit Adam Müller, dessen Bekanntschaft Tieck erneuert. Er findet ihn [A. Müller] absprechend, hochfahrend, katholisierend, ist ihm widerlich. Kleist verkehrt ferner mit dem General Carlowitz und dem Bruder Pfuels. Kleist ist treu, wahr, bieder, aufrichtig, aber den sonderbarsten Stimmungen unterworfen. Es hat sich bei ihm Verachtung der Welt und Ingrimm entwickelt. Er kann sehr teilnehmend sein, kann aber auch stundenlang schweigen vor Indignation. Er leidet an Einbildungen: so wähnt er in Ad. Müllers Frau, die dieser auch entführt hat, verliebt zu sein und will A. Müller von der Terrasse stoßen. [s. LS 275a] und [LS 309.] Er hält sich für einen großen Kantianer und hat offenbar keine Anlage zur Philosophie. Ebenso nimmt er bedeutendes Interesse an Maschinenbau, wovon er auch wenig versteht. … Eine eigentliche Freundschaft zwischen Tieck und Kleist bildet sich nicht. Doch liebt und ehrt dieser sein bedeutendes Talent.
(Sembdners Quelle: Kanzog, Klaus: Rudolf Köpkes handschriftliche Aufzeichnungen der Kleist-Bemerkungen Tiecks. Euphorion, I968, S. 161)
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