Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 136a): Unterschied zwischen den Versionen

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freilich etwas gräßlich, aber doch auch sehr lehrreich.
 
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Aber ihr müßt recht Achtung geben, damit euch die vielen
 
Aber ihr müßt recht Achtung geben, damit euch die vielen
Namen, welche vorkommen, nicht verwirren ....
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Namen, welche vorkommen, nicht verwirren.
Vor vier Jahrhunderten blühete in Schwabw ein Ritterstamm,
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Vor vier Jahrhunderten blühete in Schwaben ein Ritterstamm,
 
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Schon seit alten Zeiten verband die beiden Grafenhäuser von
 
Schon seit alten Zeiten verband die beiden Grafenhäuser von
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Aussterben des einen Stammes der gänzliche Besitztum desselben
 
Aussterben des einen Stammes der gänzliche Besitztum desselben
 
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Weile fort, wie Mißtrauen und Neid zwei edle Familien zu
 
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wären. So harte Schicksale mußten Ruperts wildes Herz erst
 
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erweichen! ... Darum, meine lieben Kinder, traget nie heimlichen
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Groll im Herzen, sondern wenn ihr etwas gegen Jemanden
 
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habt, so sagt es ihm offen und frei.
 
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Version vom 25. November 2013, 14:04 Uhr

Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Der Theologe und Volksschriftsteller Christian Wilhelm Spicker benutzt Kleists Trauerspiel 1808 zu einer moralischen Erzählung »für gute Söhne und Töchter«:

Ich will euch heute ein anderes Gemälde aus jener Zeit aufstellen; freilich etwas gräßlich, aber doch auch sehr lehrreich. Aber ihr müßt recht Achtung geben, damit euch die vielen Namen, welche vorkommen, nicht verwirren. …

Vor vier Jahrhunderten blühete in Schwaben ein Ritterstamm, der durch Redlichkeit, Mannheit und Tapferkeit hochberühmt war, der Stamm der Grafen voll Schroffenstein. Diese Familie zerfiel wieder in drei Häuser, in das Haus Rossitz, Warwand und Wyk.

Schon seit alten Zeiten verband die beiden Grafenhäuser von Rossitz und Warwand ein Erbvertrag, kraft dessen nach dem Aussterben des einen Stammes der gänzliche Besitztum desselben an den andern fallen sollte. [usw. nach Kleist]

Seht da, lieben Kinder, fuhr Geronio nach einer kleinen Weile fort, wie Mißtrauen und Neid zwei edle Familien zu Grunde richteten, und Unglück und Elend um sich verbreiteten. Beide Häuser hätten in friedlicher Eintracht bei einander wohnen und sich das Leben angenehm machen können, wenn sie sich mit Vertrauen und Zuversicht entgegen gekommen wären. So harte Schicksale mußten Ruperts wildes Herz erst erweichen! … Darum, meine lieben Kinder, traget nie heimlichen Groll im Herzen, sondern wenn ihr etwas gegen Jemanden habt, so sagt es ihm offen und frei.

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