Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 94b)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Luise Wieland an ihre Schwester Charlotte Geßner (September 1811)

Was ich erst glauben mußte, lernte ich später fühlen, daß ich nicht so wieder geliebt wurde, wie ich liebte – doch ermangelte ich nicht mir vorzustellen, daß wenn er mich nach so vielen Jahren wieder sehen würde, sich sein mir oft wahrhaft bezeugter Anteil leicht in Liebe verwandeln könnte, in eine Liebe, die der meinigen an Stärke und Reinheit ähnlich sei! – Die Lektüre einiger seiner Schriften, ein reiferer Verstand und unbefangeneres Gemüt öffneten mir hierüber die Augen, und ich sah und sagte mir es oft, mit was für einen Sterblichen ichs zu tun gehabt habe. Was Du mir von und über ihn geschrieben hast, bestätiget nur zu wahr alles dies, und ich bin auch überzeugt, daß ich in seinen Besitz, wenn die großen Hindernisse auch nicht wären, die sich zwischen diese Verbindung legen, sie unmöglich zu machen, nicht glücklich sein würde. Trotz diesen Betrachtungen ist mein Interesse an ihm nicht so geschwächt, daß ich nicht lebhaften Anteil an seinen Schicksal nähme, welches nicht erfreulich ist. [LS 512]

(Sembdners Quelle: Deetjen, Werner: Luise Wieland und Kleist. Jahrb. d. Kleistges. 1925/26, S. 97-105)


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