Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 93)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Luise Wieland an ihren Verlobten G. Emminghaus (1813)

Schon in meiner Kindheit hatte ich viel durch eine seltene übergroße Weichheit und Reizbarkeit des Gefühls zu leiden, meine Mutter allein, selten mein Vater, wußte dieser zu begegnen. Bald nach ihrem Verlust stieg sie aufs höchste, wo sie hätte abnehmen sollen; und dies geschah durch die Bekanntschaft mit Heinrich von Kleist, dem als Dichter das zur Jungfrau heranblühende Mädchen interessant wurde, und der durch dieses Interesse das kindlich unerfahrene Wesen gewann, die es für Liebe hielt. Diese Täuschung konnte nicht daueren, aber das Erwachen war schmerzlich genug, und es vergingen Jahre, ehe ich die Spuren des ersten Grames aus meinen Zügen verlor. Auf ein weniger ernstes, mehr fröhliches, heiteres Gemüt wie das meinige würde diese zu frühe Liebe ohne bleibenden Eindruck gewesen sein, zumal da sie sah, daß er dieser unwürdig war.

(Sembdners Quelle: Deetjen, Werner: Luise Wieland und Kleist. Jahrb. d. Kleistges. 1925/26, S. 97-105)


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