Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 63b)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Nun hatt' ich im Hause des oberwähnten Generals [v. Zenge in Frankfurt a. O.] nach und nach mehr Zutritt gefunden. Hausvater und Hausmutter schienen mir höchst ehrwürdig, die Töchter, deren nicht weniger denn sieben waren von 22 bis zu 2 Jahren, sehr liebenswürdig. Es war ein musikalisches Haus; daher wurden zuweilen kleine Konzerte gegeben, an denen ich mitspielend teilnahm. Die älteren Töchter sah ich auch oft bei einem Prediger, namens Ahlemann, der sie unterrichtet hatte und mein vertrauter Freund war. Was Wunder, daß unter diesen Umständen eine neue Zuneigung aufkeimte! Die älteste Tochter gefiel mir vornehmlich wegen ihrer sanften Gemütsart … Ich glaubte auch zu bemerken, daß ich jener nicht gleichgültig wäre. Ich bot ihr daher die Hand und sie nahm sie an. So knüpfte sich ein ehelicher Bund, dessen Frucht sechs Kinder gewesen, wovon noch vier (drei Söhne und eine Tochter) am Leben sind. Mehr davon zu sagen, verbietet mir die Bescheidenheit meiner Gattin.

Ich bin hier eine Art von réparation d'honneur den Berlinerinnen schuldig, von denen ich früherhin viel Böses gehört … Denn meine Frau war in Berlin nicht nur geboren, sondern auch erzogen, und eine so echte Berlinerin, daß sie noch, als ich ihre Bekanntschaft machte, zuweilen mich statt mir sagte … Indes hat es mich nicht gereut, daß Gott anders lenkte, als ich dachte. Denn ich habe gefunden, daß man in Ansehung der Berlinerinnen mich falsch berichtet oder vielmehr den bekannten Fehlschluß vom Besonderen aufs Allgemeine gemacht hatte.

[Der Bräutigamsstand dauerte etwas lange,] weil meine Braut erst ihre Stelle im Fräuleinstifte Lindow bei Ruppin zu veräußern hatte und sich nicht gleich eine passende Gelegenheit dazu fand …

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