Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 54a)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Ulrike von Kleist (1828)

Nachdem Heinrich in Frankfurt studiert hatte, ging er nach Berlin und arbeitete unter Kunth. Das ging eine Zeitlang recht gut, bald aber war ihm dies und das nicht recht, und er hatte schon öfter geäußert, das ginge nicht, er hielte das nicht aus, und wolle eine Reise machen. Als nun eines Tages sein Vorgesetzter ihm ein langweiliges Buch von vielen Bänden mit dem Auftrage gab, es durchzulesen und ihm einen Bericht darüber zu machen, war sein Entschluß gefaßt, er wollte fort. Wohin – das wußte er selbst nicht, und schrieb mir: ich möchte nach Berlin kommen, Geld mitbringen, und dann wollten wir beraten, wohin es gehen sollte. Derweilen meldet er sich um einen Paß, man frägt ihn wohin? – und er antwortet, nach Paris. Was wollen Sie da? – studieren antwortet er, um etwas zu sagen. Man sprach nun viel darüber, und machte sich große Erwartungen von ihm und seinen Studien in Paris. Wir reisten also ab. Zuerst bis Dresden. Da gefiel es ihm so sehr, daß er nicht fortzubringen war. Er sah die Gemälde, die Kunstwerke, und lebte nur für die Kunst. [LS 55a]

(Sembdners Quelle: Hoffmann, Paul: Ulrike v. Kleist über ihren Bruder Heinrich. Euphorion, 1903, S. 105-152)


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