Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 516)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Fouqué, Die drei Kleiste (1821)

Denn eine tiefe Todessehnsucht, eine lebenverzehrende Glut drang bedrohlich aus allen seinen Dichtungen hervor. Der sonst so kraftvolle Mann war seiner Muse gegenüber eine zarte Semele, sie ihm ein lodernder Zeus, und nicht der hohe kindliche Glaube des Christen vermochte den von den Philosophemen seiner Zeit umstrickten Dichter zu stärken und zu mildern. Dazu nagte eine tiefe Schwermut über sein von den Fremden unterdrücktes Vaterland an seinem edlen Herzen. Er strömte diese und die kurze Rettungshoffnung [von 1809] in einigen herrlichen Liedern aus, die natürlicherweise damals nur in Manuskript umhergehn konnten. … Zwar erhub er sich in Berlin, wo er späterhin seinen Wohnsitz nahm, zu noch manch herrlichem Fluge, - zwar schloß er neue Freundschaften und Verbrüderungen mit Dichtern und andern Schriftstellern - auch mit solchen, von denen ihn früherhin sein einseitiges Lieben entfernt hatte, aber die Todessehnsucht besiegte alle Freuden des Lebens.

(Sembdners Quelle: Fouqué, Friedrich de la Motte-: Die drei Kleiste. Zeitung f. d. eleg. Welt, Nr. 245-253, 20.-28. Dez. 1821)


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