Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 466)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Achim von Arnim, Zirkular. Winter 1811

Vorschlag zu einer deutschen Tischgesellschaft

Es wird mit dem Anfange des Jahres 1811 eine, so Gott will, fröhliche deutsche Tischgesellschaft alle vierzehn Tage Dienstags zum Mittagessen zusammenkommen; der Ort (beim Wirte des Kasino) soll der Zahl dieser Gesellschaft angemessen ausgewählt werden, der Preis des Mittagessens ist auf einen Taler festgesetzt.

Den 18. Januar am Krönungstage ist die erste Versammlung dieser Gesellschaft angeordnet, dieser Stiftungstag soll alljährlich wiedergefeiert werden.

Niemand ist verpflichtet, an jedem Versammlungstage zu erscheinen, als der Sprecher, oder einer der Gesellschaft, dem er sein Geschäft übertragen hat, welches darin besteht, die Ordnung der Tafel, das Verhältnis zum Gastwirt und das Gastbuch zu halten.

Die Umfrage, wer jedesmal erscheinen wird, geschieht einige Tage vor jeder Versammlung, der Diener erhält dafür von jedem Mitgliede jedesmal einen Groschen.

Jedes Mitglied ist befugt, Fremde mitzubringen, doch muß dem Gastwirte davon Nachricht gegeben werden.

Bei künftig aufzunehmenden Mitgliedern findet kein Ballotieren statt, weil es die Ehre des Einzelnen bei einem Vergnügen aufs Spiel setzt; wer von zehn Mitgliedern als der Gesellschaft wohlanständig und angemessen eingeführt wird, ist dadurch ordentliches Mitglied.

Die Gesellschaft versteht unter dieser Wohlanständigkeit, daß es ein Mann von Ehre und guten Sitten und in christlicher Religion geboren sei, unter dieser Angemessenheit, daß es kein lederner Philister sei, als welche auf ewige Zeiten daraus verbannt sind. Jedes Mitglied ist zu jeder Zeit berechtigt, ohne Angabe der Gründe aus der Gesellschaft zu treten. Die Erklärung von zehn Mitgliedern mit ihres Namens Unterschrift, daß jemand ein Philister geworden, bestimmt dessen Trennung von der Gesellschaft, was nimmermehr hoffentlich der Fall sein wird.

Gesang ist willkommen, Frauen können nicht zugelassen werden.

Mitglieder der deutschen Tischgesellschaft: Lud. Achim von Arnim, L. Beckedorff, Pistor, Kleist, v. La Roche, Pr. Weiß, Graf Arnim, Adam Müller, W. von Voß, Cl. Brentano, G. v. Bülow, v. Dalwigk, v. Savigny, v. Röder, v. Clausewitz, v. Voß, Staegemann, Wollank, Zelter, C. v. Arnim, Schwink, Alberti, v. Röder, Vogel, Wißmann, Hermensdorff, Göschen, Genelli, v. Zschock, Siebmann, Möllendorff, Otto, Dr. Heinr. Meyer, Fr. Schulz, Reimer, Eichhorn, Reichardt, [Wilh.] v. Gerlach, v. Hedemann, Graf v. Brühl, Grapengießer, [Friedrich v.] Pfuel, Prinz Lichnowski, Büry, v. Hymmen, Fichte.

(Sembdners Quelle: Steig, Reinhold: H. v. Kleists Berliner Kämpfe. Berlin u. Stuttgart 1901, S. 21


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