Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 434b)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Christian Frh. von Ompteda an Kleist. Berlin, 28. November 1810

Euer Hochwohlgeboren haben durch Ihre Zuschrift [vom 24. Nov.] meinem Stolze eine unverdiente Nahrung dargeboten. Der Wert meines Aufsatzes [Über die neueste Lage von Großbritannien] lag allein in den Gegenständen. …

Könnte ich einen Anspruch auf Ihr freundliches Vorurteil machen, so würde ich es lieber auf eine gegenseitige Gesinnung begründen, welche ich gefaßt hatte, ehe ich Ihren Namen, noch überhaupt irgend etwas Näheres von den Abendblättern wußte, wie dasjenige, was aus ihnen selbst hervorzugehen schien. Ich kannte, überhaupt hier mehrstens unbekannt geworden, und jetzt gänzlich isoliert, weder den Herausgeber noch irgendeinen der tätigen Teilnehmer. Nur in dem früheren Aufsatze, unterzeichnet P. S., und in einigen andern unter verschiedener Signatur glaubte ich, wiewohl auch persönlich unbekannt, in Geist, Grundsätzen und Stil, einen schätzbaren Gelehrten [Adam Müller] zu erraten. … Unter diesen Umständen schrieb ich Ihnen bei Gelegenheit einiger dargebotener Mitteilungen, und erst nachher ersah ich aus Nr. 19 Ihren Namen, ein Namen, der mir bereits in früher Jugend achtungswert geworden war, als blühend in dem Garten von Deutschlands schöner Literatur - … Der Geist, der, lebendig und kraftvoll ergreifend, sich in der Ode an den König in Nr. 5 ausspricht, beurkundete die Abstammung …

Auch sehe ich, daß ich mich nicht geirrt habe, welches mich um so mehr freuet, da seitdem mein Bruder [Ludwig], der vormalige Hannoversche Gesandte am hiesigen und am Dresdener Hofe, mir gesagt hat, daß er des Vergnügens Ihrer persönlichen Bekanntschaft teilhaftig sei. … lassen Sie mich darauf rechnen, daß Sie die Hand fassen werden, welche ich Ihnen, in mehr wie einem Vertrauen, schon jetzt so gern darreichte, und lassen Sie mich hoffen, daß wir dann in mehr wie einer Laufbahn uns finden, und uns, wie auch der Anschein jetzt gegen mich sein mag, gegenseitig die Achtung ferner begründen werden, von der ich Ihrerseits Sie hier ersuche, die aufrichtige Versicherung anzunehmen.

N. S. Ich ersuche Sie, meiner namentlich nicht zu erwähnen. Gegen die Zirkulation meines Aufsatzes, da wo Sie solche für angemessen halten, habe ich nichts, und wiewohl ich ohne Not nicht als der Verfasser bekannt zu sein wünsche, so bin ich bereit, erforderlichen Falls, mich zu den Wahrheiten, die er enthält, zu bekennen.

(Sembdners Quelle: Politischer Nachlaß des hannoverschen Staats- und Cabinets-Ministers Ludwig v. Ompteda aus den Jahren 1804 bis 1813. Veröff. durch F. v. Ompteda. Jena 1869. Bd. 2, S. 19f.)


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