Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 421)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Wilhelm Grimm an Clemens Brentano. Kassel, 6. November 18010

Denn daß Sie eine zweite [Kantate gemacht] auf die Eröffnung der Universität, habe ich aus dem Abendblatt [vom 13. Okt.] gesehen. Die Zeitung ist recht vernünftig gedacht, und dabei nicht wie andere theatermäßig herausgeputzt. Nur die Polizeianzeigen nehmen sich hier oft lächerlich aus: es ist, als ob jemand, der uns raisonabel unterhalten, auf einmal mit seltsamer Vertraulichkeit seine Taschen herauszög, die Brotkrumen herauswischte und die Löcher zeigte, die geflickt, und die Flecken, die müßten herausgewaschen werden. Einem dabei stehenden Schneider wär das unstreitig das Interessanteste an dem ganzen Mann, und so mag es vielen dort, besonders rechten Hausricken das liebste sein, mithin hat es einen Grund auch wieder, daß es da ist. Daß in der Beurteilung der Seelandschaft [von Caspar David Friedrich] etwas von Ihnen sei, hat ich schon früher gedacht, als ich zu der sich plusternden Krähe im Sand kam, welches Bild schwerlich ein anderer in der Welt gehabt hätte. [Anmerkung Sembdner: »Die Stelle stammt von Kleist!«] Wie erklär ich mir Kleists seltsame Erklärung darnach [22. Okt.] über den Aufsatz? Die Anekdoten von Kleist sind sehr gut erzählt und sehr angenehm, der Tambour, der sein Herz nicht zum Ziel will geben [20. Okt.], hat aber ins Schwarze getroffen. …

Ich muß doch eine straßenpolizeiliche Anekdote von hier fürs Abendblatt schreiben. Hier wird das Straßenpflaster nach Ruten akkordiert, und nun hat jemand, ders übernommen, also quittiert: für 1 Taler 6 Groschen die Rute bekommen. [Anmerkung Sembdner: »Die Anekdote erschien nicht.«]

(Sembdners Quelle: Steig, Reinhold: Clemens Brentano und die Brüder Grimm. Stuttgart u. Berlin 1914, S. 138ff.)


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