Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 388)
Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]
Hedwig Staegemann, Tagebuch. Berlin, 21. Februar 1811
Ich las gestern das »Käthchen von Heilbronn« von Kleist. Ich halte ihn für eins der größten Genies, die je die Welt getragen hat, und sein Stück für das reichste Produkt der Phantasie. Wie Faselei klingt das, und laß es klingen, wie es will, ich werde diese meine Meinung nicht laut werden lassen, doch Tieck und Kleist werde ich allen kommenden und gewesenen Dichtern vorziehen. Ich weiß auch nicht, was so Schönes in dem Käthchen liegt, aber es reizt mich mehr als alles übrige. Gestern bei Tisch wurde von Kleist gesprochen, und wenn mich ein Gespräch sehr interessiert, erfreut oder betrübt, vergesse ich Essen und Trinken.
(Sembdners Quelle: Abeken, Hedwig: Hedwig v. Olfers geb. v. Staegemann. Ein Lebenslauf. Bd. 1, Berlin 1908,S. 156f.)
[Anmerkung Sembdner: »In diesen Worten der zwölfjährigen Tochter Elisabeth Staegemanns mag sich das Urteil der Mutter widerspiegeln.«]
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