Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 371)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


[D. G. Quandt.] Allgemeiner Deutscher Theater-Anzeiger. Leipzig, 12. Juli 1811

Das Käthchen von Heilbronn, oder die Feuerprobe ein großes historisches Ritterschauspiel von Heinrich von Kleist. Berlin 1810.

Der Verfasser, den wir aus seinem Lustspiele Amphitruo als einen talentvollen und originellen Dichter kennenlernten, hat in dem vorliegenden Stücke den seltsamen Versuch gemacht, diese seine Originalität auf das Abenteuerlichste zu karikieren, und man wird häufig in der Tat irre, ob es bei einem wirklich gesunden Gemütszustande verfaßt ist, so sehr treiben sich einzelne Schönheiten mit den widersinnigsten Ausgelassenheiten in einem tollen Gemische durcheinander. Die Phantasie scheint sich von der Herrschaft der Vernunft ganz befreit zu haben, und die Diktion besonders beurkundet eine solche poetische Trunkenheit, daß man sich des Lachens, nachdem das erste Erstaunen vorüber ist, durchaus nicht erwehren kann. Aus diesem Grunde könnte das Stück vielleicht, als seine eigene Selbsttravestie, Effekt erreichen; so wie wir es dann in der Tat für einen Scherz auf Kosten der geneckten Leser, und die lobpreisende Rezension in der Zeitung für die elegante Welt [s. LS 369], für eine boshafte Satire halten. [LS 499]

(Sembdners Quelle: Allgemeiner Deutscher Theater-Anzeiger. Hrsg. von Daniel Gottlieb Quandt. Jg. 1, Leipzig 1811, Nr. 30)


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