Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 347)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Achim von Arnim an Wilhelm Grimm. Berlin, Mitte Februar 1810

Hier wimmelt die Stadt von Poeten. Neulich war ich auf einem Mittagessen, das Hitzig dem Fouquet zu Ehren angestellt hatte, mit dreißigen. Der Fouquet soll doch etwas empfindlich über unsre Rezension [des »Sigurd«] gewesen sein, hat gemeint, wir hätten gar nicht seinen Sinn getroffen, er hätte die träumerische Natur des Nordens, die ihm selbst eigen, darin aussprechen wollen, dabei ist er grimmig über meinen Ariel hergefallen. Nach ihm ist Kleist angekommen, eine sehr eigentümliche, ein wenig verdrehte Natur, wie das fast immer der Fall, wo sich Talent aus der alten Preußischen Mondirung durcharbeitete. Hast Du seinen Kohlhaas im Phöbus gelesen? eine treffliche Erzählung, wie es wenige gibt; er ist der unbefangenste, fast zynische Mensch, der mir lange begegnet, hat eine gewisse Unbestimmtheit in der Rede, die sich dem Stammern nähert und in seinen Arbeiten durch stetes Ausstreichen und Abändern sich äußert, er lebt sehr wunderlich, oft ganze Tage im Bette, um da ungestörter bei der Tabakspfeife zu arbeiten. Von seinem Tode ist, wie Du ungefähr hieraus abnehmen kannst, nichts wahr, selbst daß er hat militärische Dienste nehmen wollen in Österreich, leugnet er ab, sein Plan ist bloß gewesen, ein literarisches Journal dort zu errichten.

(Sembdners Quelle: Steig, Reinhold: Achim v. Arnim und Jacob und Wilhelm Grimm. Stuttgart u. Berlin 1904, S. 53)


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