Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 346)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Clemens Brentano an Wilhelm Grimm. Berlin, Mitte Februar 1810

Unsre Tischgesellschaft hat sich jetzt sehr vermehrt. Der Poet Kleist, den Müller einmal totgesagt, und nachdem er ihn hier wieder besucht und darauf aufs Land gegangen, mir als einen plötzlich mystisch Verschwundenen angekündigt, ist frisch und gesund unser Mitesser, ein untersetzter Zweiunddreißiger, mit einem erlebten runden, stumpfen Kopf, gemischt launigt, kindergut, arm und fest. Von seinen Arbeiten habe ich im Phöbus mit ungemeinem Vergnügen die zwei ersten Akte des Trauerspiels Käthchen von Heilbronn und die Erzählung Kohlhaas gelesen, worin vieles sehr hart, vieles aber ganz ungemein rührend und vortreillich gedichtet ist, es macht Ihnen gewiß Vergnügen. Was mich aber bei der Sache ängstigt, ist, daß er sehr schwer und mühsam arbeitet. …

Der dicke gute, alle Jahr einmal verrückte Buchhändler Sander hat mich vor sechs Wochen bei [Adam] Müller gesehen und sich leider so in mich verliebet, daß ich endlich seinen Einladungen schicklich nicht mehr widerstehen konnte, und neulich auf einem mir angestellten Abendschmaus bei ihm war, wo ich in der drollichsten Lage war und unaufhörlich lachte. Es befand sich dort Bernhardi, Fouquet, der Kapellmeister Weber, Pistor, Kleist, Golz, Müller usw.

(Sembdners Quelle: Steig, Reinhold: Clemens Brentano und die Brüder Grimm. Stuttgart u. Berlin 1914, S. 84-89)


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