Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 309): Unterschied zwischen den Versionen

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''(Sembdners Quelle: Bülow, Eduard v.: H. v. Kleists Leben und Briefe. Berlin 1848, S. 54)''
  
 
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Aktuelle Version vom 11. Dezember 2013, 17:37 Uhr

Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Überlieferung (Bülow 1848)

Dafür, daß er in seinen damaligen Stimmungen schon Momente hatte, in denen sein Geist geradezu abwesend schien, zeugt eine Szene, die eine seiner Freundinnen, Frau v. Rühle, auf der Brühlschen Terrasse mit ihm hatte.

Sie gehen hier nämlich eines Tags miteinander schweigend auf und nieder, und er bricht plötzlich in die Worte aus: Ja, ja, es ist nicht anders, Müller muß sterben, ich muß ihn ins Wasser werfen, wenn er mir nicht freiwillig seine Frau abtritt.

Die Freundin fahrt erschrocken und erstaunt zurück, da sie bei Kleist nie die mindeste Leidenschaft zu der Dame wahrgenommen hat, und läßt sich die Phrase nochmals wiederholen. Kein zur Redesetzen hilft, da er sich nicht auf Erörterungen einläßt, und als er Müller bald darnach auf der Elbbrücke begegnet, macht er einen ganz ernsthaften Versuch, ihn über die eiserne Brustwehr in den Fluß zu stürzen. [Zweifelhafte Überlieferung.]

Er konnte Adam Müller überhaupt damals nicht gut leiden, und verspottete dessen Passion, schlecht vorzulesen. Müller las eines Abends, durch die Nase, zum erstenmal das Käthchen vor, bei welchem Kleist selbst nicht erschien, und als ihn Tieck am andern Morgen fragte, warum er weggeblieben sei, erwiderte er: Ich werde doch nicht zuhören sollen, wie der Mensch meine Dichtung mißhandelt?

(Sembdners Quelle: Bülow, Eduard v.: H. v. Kleists Leben und Briefe. Berlin 1848, S. 54)


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