Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 242)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Nach Mitteilungen von Anton Genast (Eduard Genast 1862)

Schon bei der ersten Vorstellung wurde dem Stück der Stab gebrochen, und es fiel unverdienterweise total durch. Hauptsächlich traf die Schuld des Mißlingens den Darsteller des Adam, der in seinem Vortrag so breit und langweilig war, daß selbst seine Mitspieler die Geduld dabei verloren. Trotz allen Rügen Goethes bei den Proben war er aus seinem breitspurigen Redegang nicht herauszubringen, und den kurzen Imperativ bei ihm anzubringen, wäre wahrlich ganz in der Ordnung gewesen, denn das Zerren und Dehnen war nicht zu ertragen. Bei der Aufführung dieses Stücks ereignete sich ein Vorfall, der in dem kleinen weimarscben Hoftheater noch nie dagewesen und als etwas Unerhörtes bezeichnet werden konnte: ein herzoglicher Beamter hatte die Frechheit, das Stück auszupfeifen. Karl August … bog sich über die Brüstung heraus und rief »Wer ist der freche Mensch, der sich untersteht, in Gegenwart meiner Gemahlin zu pfeifen? Husaren, nehmt den Kerl fest!« Dies geschah … und er wurde drei Tage auf die Hauptwache gesetzt. - Den andern Tag soll Goethe gegen Riemer, der es mir mitteilte, bemerkt haben: »Der Mensch hat gar nicht so unrecht gehabt; ich wäre auch dabei gewesen, wenn es der Anstand und meine Stellung erlaubt hätten. Des Anstands wegen hätte er eben warten sollen, bis er außerhalb des Zuschauerraums war.«

(Sembdners Quelle: Genast, Eduard: Aus dem Tagebuch eines alten Schauspielers. Bd. 1, Leipzig 1862, S. 169f.)

[Anmerkung Sembdner: »Da der geschilderte Vorfall von den übrigen Besuchern nicht erwähnt wird, scheint hier eine Verwechslung mit einer anderen Aufführung vorzuliegen.«]

(Sembdners Quelle: Sembdner, Helmut: Neues zu H. v. Kleist. Jahrb. d. Dt. Schillerges. 1963, S. 372f. (Sembdner, Helmut: I[n] S[achen] K[leist], S. 57-67).


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