Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 209a)
Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]
Jean Paul an die Redaktion des Phöbus. Bayreuth, 5. Januar 1808
Auch ohne die originelle Mittlerin [Frl. v. Hake] würd' ich mich zwei solchen kritischen Vermittlern, deren drei Kunstwerke der Prose und Poesie [Adam Müllers Literaturvorlesungen von 1806 sowie Kleists »Familie Schroffenstein« und »Amphitryon«] ich schon so lange geschätzt, zu ihrem höheren überrheinischen Bunde angeschlossen haben, sobald sie es begehrt hätten. Ihre Ankündigungs-Worte haben mein Inneres erquickt. Auch ich bin für die vermittelnde Kritik - ist ja alles und das ganze Leben nur Vermittlung und nur die Ewigkeit nicht - und alle jetzigen kritischen Vermittlungen finden in späteren Zeiten und Genien wieder die höhere Vermittlung. Ich werde Ihrem Phöbus zum Gespann vorlegen, was ich Bestes habe - kein Stecken-, Schaukel-, Nürnbergspferd -,und kann ich ihm und mir nicht helfen, so mag meines so nebenher laufen, wie man sonst in Neapel ledige Pferde zur Lust neben dem Gespann mittraben ließ.
(Sembdners Quelle: Berend, Eduard: Kleist im Urteil Jean Pauls und Charlottens von Kalb. Jahrb. d. Kleistges. 1922, S. 85-90)
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