Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 206a)
Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]
Allg. Literaturzeitung. Jena, 26. Dezember 1807; Hamburgischer unparth. Correspondent, 6. Januar 1808; Spenersche Zeitung, Berlin, 9. Januar 1808; Morgenblatt, Tübingen, 11. Januar 1808, und andere deutsche, österreichische und schweizerische Zeitschriften.
Phöbus
Ein Journal für die Kunst
herausgeg. von Heinrich v. Kleist und Adam H. Müller
Unser Bestreben, die edelsten und bedeutendsten Künstler und Kunstfreunde für eine allgemeinere Verbindung zu gewinnen, als sie bereits in Dresden, dem Lieblingssitze der deutschen Kunst, existierte, hat den glücklichsten Fortgang. Demnach beginnen wir mit dem Jahre 1808, nach dem etwas modifizierten und erweiterten Plane der Horen, unter dem oben aufgeführten Titel unser durch vielfältigen Anteil begünstigtes Kunstjournal. Kunstwerke, von den entgegengesetztesten Formen, welchen nichts gemeinschaftlich zu sein braucht, als Kraft, Klarheit und Tiefe, die alten, anerkannten Vorzüge der Deutschen - und Kunstansichten, wie verschiedenartig sie sein mögen, wenn sie nur eigentümlich sind und sich zu verteidigen wissen, werden in dieser Zeitschrift wohltätig wechselnd aufgeführt werden.
Wir stellen den Gott, dessen Bild und Name unsre Ausstellungen beschirmt, nicht dar, wie er in Ruhe, im Kreise der Musen auf dem Parnaß erscheint, sondern vielmehr wie er in sichrer Klarheit die Sonnenpferde lenkt. Die Kunst, in dem Bestreben recht vieler gleichgesinnter, wenn auch noch so verschieden gestalteter Deutschen darzustellen, ist dem Charakter unsrer Nation angemessener, als wenn wir die Künstler und Kunstkritiker unsrer Zeit in einförmiger Symmetrie und im ruhigen Besitz um irgend einen Gipfel noch so herrlicher Schönheit versammeln möchten. - Unter dem Schutze des daherührenden Gottes eröffnen wir einen Wettlauf; jeder treibt es soweit er kann, und bleibt unüberwunden, da niemand das Ziel vollkommen erreichen, aber dafür jeder neue Gemüter für den erhabenen Streit entzünden kann, ohne Ende fort.
Wir selbst wissen unsere Arbeiten an keinen ehrenvolleren Platz zu stellen, als neben andere ebenso eigentümliche und strenge; Ansichten und Werke können sehr wohl mit einander streiten, ohne sich gegenseitig aufzuheben. Aber wie wir selbst bewaffnet sind, werden wir keinen andern Unbewaffneten oder auch nur Leichtbewaffneten auf dem Kampfplatz, den wir hierdurch eröffnen, neben uns leiden. Große Autoren von längst begründetem Ruhm werden mit uns sein; andre, wie das Eisen den Mann an sich zieht, werden ihnen nachfolgen, wenn sie den Geist dieser Unternehmung in seiner Dauer sehen werden.
Die bildende Kunst wird ohne Rücksicht auf den spielenden und flachen Zeitgeist, mit Strenge und Ernst, in die ganze wohlgeschlossene Verbindung eingreifen. Unterstützt von den vortrefflichsten Künstlern und Kunstkennern dieser unsrer zweiten Vaterstadt, wird ein deutscher Maler, Ferdinand Hartmann, hinlänglich gekannt und verehrt, diesen Teil unsrer Unternehmung leiten. Welches ausgezeichnete Neue getan ist, oder welches unbekannte alte Werk durch die neue Bewegung oder Berührung kunstliebender Gemüter an uns gelangt, soll in klaren und bestimmten Umrissen monatlich unsern Lesern vorgestellt werden.
Und so empfehlen wir unsre Absichten zur geneigten Begünstigung jedem, der es ernsthaft und gut meint.
Heinrich von Kleist. Adam H. Müller.
Dieses Journal erscheint in monatlichen Heften, jedes zu 6-7 Bogen in einem eleganten Umschlage, vom Januar des Jahres 1808 an, jedesmal am 20. des Monats. Für bessere Exposition der Kupferstiche, deren eines jedes Heft begleitet, ist das Quartformat gewählt worden. Das Exemplar auf feinem Schreibpapier im Subskriptionspreise kostet 10 Reichstaler sächsisches Konventionsgeld, welcher Betrag indes beim Empfang des Februarheftes entrichtet werden muß; Exemplare auf Velinpapier können wir auf desfallsige Bestellungen, wenn sie vor dem 1. Februar an uns gelangen, für 14 Taler Konv. Geld liefern. Für diese Preise erhält der Subskribent sein Exemplar monatlich an Ort und Stelle postfrei eingesendet. Die Annahme der Bestellungen haben die Herren Cotta in Tübingen, Perthes in Hamburg, das Industriecomptair in Weimar und die Realschulbuchhandlung in Berlin gütigst übernommen. Alle Sendungen und Mitteilungen an die Redaktion erfolgen frankiert unter der Adresse: An die Expedition des Phöbus zu Dresden. -
(Sembdners Quelle: Jenaische Allgemeine Literaturzeitung.Jena 1807. – Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. (Spenersche Zeitung) 1808)
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