Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 198)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Nach Pfuels Erzählung (Varnhagen)

Er wohnte mit Pfuel in Dresden 1807 und 1808 in einer gemeinschaftlichen Wohnung Stube an Stube. In dieser Zeit dichtete er seine Penthesilea. Eines Tages trat er ganz verstört und tiefseufzend bei Pfuel ein, der besorgnisvoll auffuhr und fragte: »Was ist dir denn, Kleist? Was ist geschehen?« Dabei sah er, daß ihm die hellen Tränen über die Backen flossen. Kleist antwortete mit dem Ausdruck verzweiflungsvoller Trauer: »Sie ist nun tot!« - Wer denn? - »Ach, wer sonst, als Penthesilea!« Trotz des erschütternden Eindrucks wahrhaften Schmerzes, den hier Kleist fühlte, konnte Pfuel sich doch einiges Lächelns nicht erwehren, und sagte: »Du hast sie ja selber umgebracht!« - »Ja freilich!« erwiderte Kleist, und ging nun allmählich in die heitre Stimmung des Freundes über.

(Sembdners Quelle: Petersen,Julius: Varnhagen von Ense über Kleist. Jahrb. d. Kleistges. 1923/24, S. 135)

[Anmerkung Sembdner: »Die gleiche Anekdote berichten nach Pfuels Mitteilungen auch Wilbrandt, Wallner und W. Löwe. Umgekehrt Kleists eigne Darstellung in seinem Brief an Marie v. Kleist, Spätherbst 1807 (Nr. 116): ›Als ich aus meiner Stube mit der Pfeife in der Hand in seine trat, und ihm sagte: jetzt ist sie tot, traten ihm zwei große Tränen in die Augen.‹«]


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