Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 191)
Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]
Gotthilf Heinrich Schubert, Selbstbiographie (1855)
Dieser merkwürdige Geist [Kleist], mit naturkräftigen, zugleich aber wie von einem schmerzhaften, inneren Weh gebundenen Schwingen, war, wenn ich nicht irre, damals soeben aus der Gefangenschaft, in welcher ihn die französischen Gewalthaber in Berlin gehalten hatten, frei geworden, und seiner alten Neigung zu diesem friedlichen Ruheorte folgend, nach Dresden gezogen. Hier war er in einen geselligen Kreis getreten, in welchem ein Gemüt wie das seine gar bald sich neu gestärkt und freudig fühlen mußte. Der geistreiche Rühle von Lilienstern in seiner frischen, jugendlichen Kraft und Lebendigkeit; der gemütvolle, heitere von Pfuel, der sich gleich bei der ersten Bekanntschaft das Zutrauen aller, die es mit dem Rechten und Guten recht gut meinten, erwarb; Adam Müller, der Mann von feinem Sinne und Verstande, welcher durch seine seltene Gewandtheit und Beweglichkeit sehr zu einer bedeutenden Wirkung auf die Bewegungen seiner Zeit geeignet war, diese drei bildeten den Mittelpunkt jenes Kreises. Auch mir tat sich derselbe auf und ich besuchte denselben öfter, gab auch einige kleine Arbeiten in die Zeitschrift »Phöbus«, welche damals Kleist und Adam Müller gemeinsam redigierten.
(Sembdners Quelle: Schubert, Gotthilf Heinrich (v.): Der Erwerb aus einem vergangenen und die Erwartungen von einem zukünftigen Leben. E. Selbstbiographie. Bd. 2, 1. Abt., Erlangen 1855, S. 221f.)
[Anmerkung Emig, 2013:]
In Sembdners Handexemplar Vermerk bei diesem Eintrag: »Bd 2, S. 221 [Burckhardt]«.
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