Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 155)

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Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Überlieferung (Bülow 1848)

Im Jahre 1807 wanderte Kleist, gerade zu der Zeit, als nach der Schlacht von Eylau die Parteigänger in Preußen auftauchten, mit Pfuel und zwei anderen Offizieren zu Fuße nach Berlin.

Herr v. Pfuel trennte sich von seinen Begleitern kurz vor der Stadt, um nach Nenndorf [Nennhausen] zu Fouqués zu gehen. Die drei andern wurden am Tor angehalten, und Kleist, da er ohne Paß war, und nur seinen Abschied als Leutnant in der Tasche hatte, als vermeinter Schillscher Offizier ohne weiteres gefangengenommen und nach Fort de Joux in Frankreich abgeführt.

Es ist gewiß nicht unmöglich, daß dieser Verdacht der wahre Grund eines solchen Verfahrens gegen ihn gewesen sei; doch bleibt immer so viel Unaufgelöstes in der Sache, daß auch die Vermutung nicht ganz abzuweisen sein mag, man habe ihn mit Pfuel verwechselt, und für ihn bestraft, dessen Abgang von Königsberg verraten worden war, und den die Franzosen ohne Zweifel recht wohl als bedeutenden Vaterlandsfreund kannten und fürchteten.

Nach einer anderen Meinung machte es ihn zumeist verdächtig, daß er so leicht verlegen ward, stotterte, errötete, ein Kindergesicht hatte, und Französisch eigentlich fließender als Deutsch sprach.

(Sembdners Quelle: Bülow, Eduard v.: H. v. Kleists Leben und Briefe. Berlin 1848, S. 46f.)


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