Heinrich von Kleists Lebensspuren (LS 105)

Aus KleistDaten
Version vom 5. Dezember 2013, 14:05 Uhr von WikiSysop (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Neu herausgegeben von Helmut Sembdner. München 1996. [In der Kleist-Literatur üblicherweise mit der Sigle LS und laufender Nummer zitiert.]


Fouqué, Lebensgeschichte, aufgezeichnet durch ihn selbst (1840)

Der heitre Dresdner Aufenthalt schien ihn [Fouqué] auch damals näher zusammenführen zu sollen mit Heinrich von Kleist, dem gewißlich in der deutschen Literatur nie vergessenen Dichter des Käthchens von Heilbronn, des zerbrochnen Kruges – usw. usw. usw., wie man wohl mit weit besserem Recht hinzufügen könnte, als es hinter manchen Titulaturen gebräuchlich ist. Damals hatte Kleist sein überkräftig wunderliches Schauspiel »Die Familie Schroffenstein« in Druck gegeben, ohne Autornamen. Fouqué wußte davon, ohne es bisher gelesen zu haben.

Nun hätte man meinen sollen, es seien Elemente genug vorhanden gewesen, die beiden einander zu nähern, und zwar aufs allerinnigste. Jeder, ob zwar in verschiedenen Scharen, hatte den letzten Rhein-Feldzug im Jahr 1794 als erste Waffenprüfung mit durchgefochten, einander im Jahr 1795 zu Potsdam in heitrer Geselligkeit als jugendlich elegante Ritter antreffend, und Wohlgefallen an einander findend. Seither waren sie beide aus dem Kriegsdienst zurückgetreten, sich poetischen Studien ergebend. Auch jetzt freuten sie sich wechselseitig des Zusammentreffens in Dresden, – und dennoch blieben sie einander in poetischer Hinsicht gänzlich fern und unzugänglich. Wie das kam? Heinrich Kleist gehörte der Wielandsehen Schule an, Fouqué der Schlegelschen, und beide waren, was sie waren, immerdar aus glühender Seele ganz. Sie hielten sich denn in ihren Gesprächen – denn einander geistig fern bleiben konnten und wollten sie nicht – an die Kriegskunst.

(Sembdners Quelle: Fouqué, Friedrich de la Motte-: Lebensgeschichte, aufgezeichnet durch ihn selbst. Halle 1840. S. 205f.)


Zu den Übersichtsseiten (Personen, Orte, Zeit, Quellen)

Personen | Orte | Werke | Jahresübersichten | Quellen | LS - Übersicht