Brief 1811-08-11

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Berlin, 11. August 1811

Absender: Heinrich von Kleist

Adressat: Ulrike von Kleist


Meine teuerste Ulrike,

In dem Louisenstift, dessen erste Abteilung erst organisiert ist, wird nun für die zweite Abteilung, welche gleichfalls organisiert werden soll, eine Oberaufseherin gesucht; eine Dame, deren Bestimmung nicht eigentlich unmittelbar die Erziehung der Kinder, sondern die Aufsicht über das ganze weibliche Personale ist, dem jenes Geschäft anvertraut ist. Eine solche Stelle, an und für sich demnach ehrenvoll genug, ist mit völlig freier Station und einem Gehalt von 400 Rth. verknüpft. Da Du nun, wie ich höre, damit umgehst, eine Pension in Frankfurt anzulegen, und sogar dazu schon einige Schritte getan hast: so ist mir eingefallen, ob es Dir vielleicht, die wohl vorzugsweise dazu geeignet ist, konvenieren würde, eine solche Stelle anzunehmen? Du würdest Dich in diesem Fall, wie es sich von selbst versteht, auf keine Weise darum zu bewerben brauchen; sondern Dein Ruf würde hoffentlich die Schritte, die ich deshalb bei den Vorstehern dieses Instituts, deren mehrere mir bekannt sind, tun könnte, dergestalt unterstützen, daß man eine Aufforderung an Dich dazu ergehen ließe. Dieser Plan schmeichelt meinem Wunsch, Dich auf dauerhafte Weise in meiner Nähe zu wissen; und obschon mancherlei Verhältnisse, zum Teil auch die Einrichtung dieses Instituts selbst, unmöglich machen, mich mit Dir zusammen zu etablieren, so würde mir doch Dein Aufenthalt in Berlin, von wo ich mich wohl sobald nicht zu entfernen denke, zur größten Freude und Befriedigung gereichen. Demnach bitte ich Dich um die Freundschaft, mir hierüber einige Worte zu schreiben; und mit der Versicherung, daß mich, falls es nur in Deine Zwecke paßt, nichts glücklicher machen würde, als alles, was in meinen Kräften steht, an die Ausführung dieser Sache zu setzen, unterschreibe ich mich
Dein treuer Bruder
H. v. Kleist.
Berlin, den 11. Aug. 1811
Mauerstraße Nr. 53


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