Brief 1810-08-13/01
Absender: August Wilhelm Iffland
Adressat: Heinrich von Kleist
Hochwohlgeborner Herr!
Als Herr Major von Schack mir Ihr Trauerspiel Käthchen von Heilbronn übergab, habe ich nach meiner Überzeugung und den Pflichten meiner Stelle erwidert: daß ich die bedeutenden dramatischen Anlagen ehre, welche diese Arbeit dartut, daß aber das Stück in der Weise und Zusammenfügung, wie es ist, auf der Bühne sich nicht halten könne. Nach denen aus Wien erhaltnen Nachrichten von den wenigen Vorstellungen des Stückes daselbst hat sich dieses auch also bestätigt.
Neulich hat Frau von Berg über Ewer Hochwohlgeboren ausführlich zu mir gesprochen und ich bin in das Interesse, wie sie es dabei genommen, bereitwillig eingegangen. Herr Hofrat Römer hat das Trauerspiel Käthchen von Heilbronn bis jetzt mir noch nicht zustellen können, da [ich] ihm versichert habe daß ich es in dieser Zeit nicht gleich wieder würde lesen können. Als Sie es zurückbegehren ließen und er mich eben besuchte, meldete ich es ihm und ersuchte denselben: »Herrn von Kleist mündlich zu sagen, daß das Stück, dessen poetisches Verdienst ich erkenne, ohne gänzliche Umarbeitung, auf der Bühne sich unmöglich halten könne.«
Ich habe keinesweges, wie Sie mir schreiben, dem Herrn Hofrat Römer gesagt: »es Ihnen mit der Äußerung zurückzugeben, es gefiele mir nicht.«
Damit würde ich eine Gemeinheit begangen haben, die ich nicht erwidre, auch wenn solche gegen mich gebraucht werden sollte.
Ich bin verpflichtet Ihnen meine Herrn Hofrat Römer bei diesem Anlaß gegebne Antwort bekannt zu machen, als Direktionsführer.
Ihr Schreiben an mich werde ich der Frau von Berg selbst vorlegen, um damit die Aufträge zu erledigen, welche sie mir, in Beziehung auf Sie, erteilen zu wollen, die Ehre erwiesen.
Mit gebührender Achtung
Ewer Hochwohlgeboren ergebenster
Iffland.
Berlin, den 13. August 1810
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