Brief 1805-04-23

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Berlin, 23. April 1805

Absender: Heinrich von Kleist

Adressat: Christian von Massenbach


Verehrungswürdigster Herr Obrist,

Sie tun meinem guten, redlichen, vortrefflichen Freunde Altenstein recht Unrecht, und ich würde recht böse auf Sie sein, wenn der Verdacht, den Sie auf ihn geworfen haben, nicht von der Innigkeit Ihrer Güte für mich, und Ihrer immer regen Besorgnis für mein Wohl herrührte. Es ist so wenig die Rede davon, mich durch einen Kunstgriff von dem Hardenbergschen Departement zu entfernen, daß vielmehr dieser Altenstein, der mit großen Plänen für sein Vaterland (Franken) umgeht, das lebhafteste Interesse zeigt, mich für seine Zwecke zu gewinnen. Die Absicht, die man bei dieser meiner Sendung nach Königsberg hat, ist wirklich keine andere, als mich zu einem tüchtigen Geschäftsmann auszubilden, und die musterhafte Einrichtung der preußischen Kammern, durch meine Beihülfe einst, wenn ich angestellt sein werde, auf die fränkischen überzutragen. Ich werde vielleicht Gelegenheit haben, Ihnen dies alles durch die Mitteilung einer schriftlichen Instruktion, die ich von dem Minister über meine Geschäfte in Königsberg zu erhalten habe, ganz deutlich und augenscheinlich darzutun, und dadurch unzweifelhaft die Unruhe Ihres so väterlich für mich gesinnten Herzens zerstreuen. Nehmen Sie inzwischen die Versicherung meiner innigsten Dankbarkeit, Verehrungswürdigster! für Ihre gütige Empfehlung an Hardenberg an, der dadurch, daß er mich an Altenstein verwies, mir zwar die einzige, aber auch die ganze Wohltat erzeigte, deren ich bedurfte. Wenn Tätigkeit im Felde der Staatswirtschaft wirklich mein Beruf ist, so habe ich an Altenstein denjenigen gefunden, der mich auf den Gipfel derselben führen wird; ob sie aber mein Beruf ist, ist eine andere Frage, über die jedoch mein Herz jetzt keine Stimme mehr hat. - Ich hoffe noch, Ihnen in Potsdam meine Aufwartung zu machen, und mir die Empfehlung nach Königsberg auszubitten, die Sie mir so gütig gewesen sind, anzubieten. Schließlich erfolgt der Krug.

Berlin, den 23. April 1805

H. v. Kleist.


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